Kultur

Theater Paderborn stellt Spielplan 2021/2022 vor

Spannende, abwechslungsreiche Mischung

Katharina Kreuzhage
(Quelle: Meinschäfer)
GDN - Am Freitag stellte Intendantin Katharina Kreuzhage zusammen mit dem Team der Dramaturgie und des Teams der Kinder- und Jugendsparte den Spielplan der kommenden Saison am Theater Paderborn vor. Aufgrund der pandemiebedingten Planungsunsicherheit wird es keinen Verkauf von Spielzeit-Abonnements geben.
Eröffnet wird die Saison am 28. August mit Brian Friels Stück “Der Wunderheiler“, in dem der “phantastische Heiler“ Frank mit seiner Geliebten Grace und seinem windigen Manager Teddydurch Wales und Schottland tingelt. Frank, der es versteht, die Menschen in den Bann zu ziehen, kommen Zweifel. Ist er wirklich begnadet - oder einfach nur ein versoffenes Möchtegern-Genie? Völlig abgebrannt landet das seltsame Trio nach vielen Jahren eher zufällig in Franks Heimat Irland. Frank hofft, hier neue Kräfte zu gewinnen. Und die Sache lässt sich richtig gut an...
Am 11. September steht Goethes berühmter Briefroman “Die Leiden des jungen Werther“ auf dem Abendspielplan, der den jungen Johanne Wolfgang von Goethe über Nacht zum weltbekannten Schriftseller machte. Wenn es nicht noch in der laufenden Spielzeit, bei den entsprechenden Inzidenzen, zur Premiere kommen kann, so feiert am 18. September 2021 “Eine Sommernacht“ Premiere im Theater Paderborn. David Greig und Gordon McIntyre liefern in ihrem selbstironischen “šplay with songs“˜ Pointen im Minutentakt, und eine romantische Liebesgeschichte, ohne ins Sentimentale zu driften.
In “Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ treffen sich die drei Diktatorengattinnen, Margot Honecker, ehemaligen First-Lady von Tunesien Leila Ben Ali, und Gattin des philippinischen Diktators Ferdinand Marcos Imelda Marcos sowie ein Dolmetscher kurz vor dem Beginn einer Pressekonferenz über die Verfilmung ihres Lebens. Um einem Zickenalarm vorzubeugen, nimmt es der Dolmetscher Gottfried allerdings nicht ganz so genau mit der Übersetzung. Die Premiere ist für den 30. Oktober 2021 geplant.
Ursprünglich für die laufende Spielzeit geplant, soll das Musical “Struwwelpeter (Shockheaded Peter)“ nun in der kommenden Spielzeit am 10. Dezember zur Premiere kommen. Die berühmten Bildergeschichten, die der Frankfurter Kinderarzt und Psychiater Heinrich Hoffmann (1809-1894) erfand, wurden von den Tiger Lillies vertont, der dreiköpfigen, britischen Kultband. In mitreißend schrägen Musical für Erwachsene vereinen sich nicht nur Zirkusklänge mit Punk, es sind auch Anklänge an die Varietés der 1920er Jahre zu hören, mit Anlehnungen an den Brecht-Komponisten Kurt Weill.
Auch Georg Büchners bekanntes Drama “Woyzeck“ stand bereits auf dem Spielplan 2020/2021, musste aber pandemiebedingt verschoben werden und soll nun am 19. Februar 2022 stattfinden. Büchners Fragment über den bitterarmen Soldaten Woyzeck ist vieles: politische Anklage und Aufruf zur Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, Eifersuchtsdrama und psychologische Studie eines verzweifelten Menschen, Bearbeitung realer Ereignisse und dichterische Fiktion, aber vor allem: das Zeugnis der geschundenen Kreatur Mensch, so eindringlich wie kaum ein zweites.
In der deutschen Erstaufführung “Schleifpunkt“ von Maria Ursprung begleitet die Fahrlehrerin Renate souverän junge Menschen auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Als die eigene Tochter jedoch flügge wird und zu einer Forschungsexpedition ins Ewige Eis aufbrechen will, gerät Renates Welt gehörig ins Wanken. Die Premiere des Stückes ist am Theater Paderborn für den 23. April 2022 geplant.
Am 28.Mai 2022 soll wieder vor der Stadtbibliothek Paderborn ein Freilichtstück gezeigt werden. Noch ist der Titel nicht bekannt aber eines verspricht das Theater Paderborn jetzt schon: In historischer Atmosphäre auf dem Kardinal-Degenhardt-Platz, bei einem Kaltgetränk Ihrer Wahl, macht Theatergucken an lauen Sommerabenden richtig Spaß!
Zu guter Letzt wird es noch mal düster auf der großen Bühne am Neuen Platz. “Tannöd“ ist an einen wahren Kriminalfall aus den 1920er-Jahren angelehnt, der bis heute nicht aufgeklärt werden konnte. Gerüchte ranken sich um die Bauernfamilie mit dem tyrannischen Vater. Die Dorfbewohner:innen überkommt der Verdacht, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Die Autorin des Romans, Andrea Maria Schenkel, gilt als eine der renommiertesten Kriminalautorinnen Deutschlands. Der mehrfach preisgekrönte Bestseller wurde in 20 Sprachen übersetzt, fürs Kino verfilmt und soll am 11. Juni 2022 in Paderborn auf die Bühne kommen.
Auch die in diesem Jahr präsentiert die mit Hilfe des Förderprogramms des Landes NRW “Neue Wege“ gegründete Kinder- und Jugendsparte jott zusammen mit der künstlerischen Leiterin Paulina Neukampf ihren Spielplan, der sich an Kinder- und Jugendliche und Bildungseinrichtungen richtet. Den Anfang macht hier am 9. September 2021 das Stück “Wutschweiger“, das auf sensible Art die Auswirkungen von Armut und sozialem Abstieg auf Kinder zeigt.
Am 11. November 2021 steht “Der Zinnsoldat und die Papiertänzerin“ von Roland Schimmelpfennig auf dem Spielplan. Mit seiner Bearbeitung des berühmten Kunstmärchens leistet Schimmelpfennig einen poetischen Beitrag zur Debatte um Zugehörigkeit und Partizipation. Empfohlen wird das Stück für alle ab 6 Jahren.
Erstmalig wird es in der kommenden Spielzeit kein Weihnachtsmärchen im Großen Haus des Theaters geben. “Wir gehen davon aus, dass es uns im November und Dezember noch nicht möglich sein wird vor 400 Schüler:innen aus verschiedenen Schulen Vorstellungen zu spielen. Daher bieten wir dieses Mal eine mobile Produktion an, die wir vor kleinerem Publikum, wir zum Beispiel vor einzelnen Klassenverbänden, gespielt werden kann“, erklärt Katharina Kreuzhage.
Als Vorlage für das Stück “Hier kommt keiner durch!“ diente das “grenzüberschreitende Wimmelbilderbuch“ von der portugiesischen Autorin und Kommunikationsdesignerin Isabel Minhós Martins. Das Bilderbuch übersetzt Themen wie Grenzen, Entscheidungsgewalt und Widerstand humorvoll und kindgerecht schon für kleinste Rebell:innen und wurde dafür unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2017 und dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis 2017 für Kinder- und Jugendbücher ausgezeichnet. Die Premiere des Stücks ab 3 Jahren ist am 20. Januar 2022.
Kinder an die Macht! Dazu ruft das Stück “Die Bademattenrepublik“ auf. Das gleichnamige Kindersachbuch von Valerie Wyatt gibt einen Plan zur Gründung einer eigenen Demokratie. Auf dieser Grundlage entwickelt Regisseurin Paulina Neukampf die Umsetzung eines abenteuerlichen Gedankenexperiments: Wie wäre das, wenn wir im eigenen Zuhause eine ganze Republik gründen und das Kinderzimmer oder die Badematte zum Staatsgebiet wird? Premiere ist am 3. März 2022. Die Altersempfehlung liegt bei 6 Jahren.
Mit “compYOUte“ bringt das jott unter der Regie von Kathia von Roth am 5. Mai 2022 eine Uraufführung zur Premiere. “compYOUte“ ist ein partizipatives Theaterspiel, das gemeinsam mit dem Publikum gespielt wird und zeigt, dass Dinge auch anders sein könnten, als sie es gerade sind. Das partizipative Theaterformat lädt zum Wundern, Ausprobieren und Erfahren ein und zeigt so, dass Mensch miteinander schaffen kann, was alleine unmöglich scheint. Es richtet sich an all ab 14 Jahren.
Alle Inszenierungen des jott können von Bildungseinrichtungen und karitativen Einrichtungen als mobile Vorstellungen gebucht werden. “Wie in der jetzigen Spielzeit, so haben wir auch für die kommende Saison ein Spielzeit-Motto ausgewählt. Sowohl der Spielplan als auch die Vermittlungsformate des jott stehen unter dem Motto “Demokratie“ und wir hoffen, dass wir 2021/2022 mit jott und unserem Publikum endlich richtig durchstarten können.“, so Paulina Neukampf.
“Ich denke, dass wir eine spannende und abwechslungsreiche Mischung aus klassischen und modernen Stücken zusammenstellen konnten. Dabei war es uns wichtig unseren künstlerischen Anspruch mit der Einhaltung der Hygiene-Standrads vor und hinter der Bühne in Einklang zu bringen. Die Pandemie wird uns sicher noch eine Weile begleiten“, erklärte Katharina Kreuzhage.
Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Planungsunsicherheit wird es in der kommenden Saison keinen Verkauf von Spielzeit-Abonnements geben. “Wir haben diese Entscheidung schweren Herzens getroffen. Aber die vergangene Saison hat uns gezeigt, dass es pandemiebedingt nicht möglich ist, eine komplette Spielzeit mit Abos so zu planen, dass die Termine auch eingehalten werden können“, so Kreuzhage weiter.
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